Vermarktung, Klimawandel und Qualität im Fokus der Südtiroler Weinbautagung
Die Weinbautagung ist zweifelsohne die bedeutendste Fachtagung im Bereich Wein-Anbau in Südtirol. Am kommenden Donnerstag, den 30. Jänner findet sie zum 52. Mal statt. Dann werden sich Bauern, Vermarkter, Kellermeister, Berater, Fachleute und Interessierte in der Raiffeisenhalle von St. Michael Eppan treffen und über aktuelle Themen beraten. Herausforderungen in der Vermarktung und im Anbau sowie die Trauben- und Weinqualität stehen im Fokus der diesjährigen Tagung. Organisiert wird die Tagung vom Verein der Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen (ALS) in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau, dem Versuchszentrum Laimburg und der Abteilung Landwirtschaft.
Herausforderung Markt
Im Auftaktreferat wird Dieter Hoffmann von der Hochschule Geisenheim über die Herausforderungen in der Weinvermarktung sprechen. Als größtes Weinimportland in der Welt besitzt Deutschland eine zentrale Rolle für den europäischen Weinhandel. Der Weinmarkt in Deutschland ist der viertgrößte weltweit und wächst jährlich und kontinuierlich mit 1-2 % im Verbrauchsvolumen. Die hohe Dynamik in der internationalen Weinwirtschaft durch immer neue Anbieter guter und preiswerter Weine im Fass und in der Flasche spiegelt sich auch auf dem deutschen Weinmarkt. Die deutschen Weinkonsumenten genießen das breite und ständig wechselnde Angebot guter Weine aus der ganzen Welt. Anlassbezogen nutzen sie die verschiedensten Einkaufsstätten für Wein und genießen es sich aus der Vielfalt zu versorgen. Damit wird es schwer sich eine dauerhafte Kundenbindung aufzubauen und die Beziehungen zum Handel werden zum zentralen Erfolgsfaktor. Gleichzeitig ändern sich die Handelsformen auch ständig durch neue Anbieter wie z.B. Fachgeschäfte, Versandhändler, Internetanbieter, Geschenkservice, gute Weinabteilungen im Lebensmittelhandel und höherwertige Weine bei den Discountern.
Herausforderung Wetterextreme
Um den Klimawandel und die dadurch veränderten Anbaubedingungen geht es im zweiten Referat. Beim Vergleich mit den langjährigen Reifedaten der einzelnen Rebsorten kann man im Südtiroler Weinbaugebiet heute eine um zwei bis drei Wochen frühere Reife der Trauben feststellen. Die meisten europäischen Weinbauregionen stellen eine Reifeverfrühung von 10 bis 14 Tagen fest. Die Reifephase der Trauben fällt daher stärker als früher in die sommerliche Hitzephase. Wie verändern Wetterextreme und neue Anbaumethoden den Weinbau? Welche Herausforderungen zeichnen sich ab? Barbara Raifer vom Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg wird bei der Weinbautagung Antwortendarauf geben.
Herausforderung Qualität
Die Frucht- und Weinqualität sind am Nachmittag Schwerpunkt der Referate. So stellt Jürgen Sturm, von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, neue Verfahren zur Qualitätsbeurteilung und Preisfindung für Trauben und Most vor. Bisher wird diequalitative Bewertung von Trauben in Genossenschaften und Kellereien traditionell auf Basis des Mostgewichts vorgenommen. Dabei ist die Traubenqualität nicht einzig vom Zuckergehalt abhängig. Mittels FTIR-Analyse besteht nun die Möglichkeit einer schnellen Bestimmung von bis zu 15 verschiedenen Mostinhaltsstoffen direkt bei der Traubenanlieferung. Diese Inhaltsstoffe geben Aufschluss über Reifegrad und Gesundheitszustand der Trauben.
Über eine fachgerechte Pflege finden die Pflanzen zu einer Harmonie zwischen Wachstum und Ertrag. Da nichts dem Zufall überlassen werden sollte, ist das Beobachten und Bewerten der Anlagen ein wichtiger Punkt im Qualitätsmanagement. Je nachdem wie sich eine Rebanlage entwickelt, müssen gezielt die entsprechenden anbautechnischen Maßnahmen erfolgen.Wichtige Tipps dazu gibt Paul Hafner vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau.
Ulrich Pedri und Florian Haas vom Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg haben drei unterschiedliche Techniken der Laubwandgestaltung zur Reifeverzögerung bei vier Weißweinsorten untersucht. Ihre Beobachtungen und Ergebnisse werden sie anlässlich der Fachtagung vorstellen.
Über die neuesten Erkenntnisse der Kirschessigfliege Drosophila suzukii wird Gerd Innerebner vom Versuchszentrum Laimburg berichten. Das neue Schadinsekt kann kurz vor der Ernte große Schäden verursachen und wird darum gefürchtet.
Nach der Weinbautagung werden im „Lanserhaus Raiffeisen – Forum“ Blauburgunder älterer Jahrgänge und Fassproben 2013 verkostet.
Der Verein der Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen zählt heute über 1600 Mitglieder, die fast ausschließlich aus dem Obst- und Weinbaugebiet kommen. Jungbauern und Bäuerinnen brauchen ein solides Fachwissen, das sie in den Fachschulen vermittelt bekommen. Allerdings verändert sich dieses Wissen ständig. Die globalisierte Wirtschaft verlangt vom Produzenten einen wachen Geist. Daher ist ständige Weiterbildung und ein entsprechender Erfahrungsaustausch unter den Berufskollegen im eigenen Land, aber auch im Ausland wichtig. Der A.L.S. leistet mit seinen Veranstaltungen diesbezüglich einen wichtigen Beitrag.
Verein der Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen Jakobistraße 1 A 39018 Terlan
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