Eines vorweg: Die Sicherheit auf heimischen Straßen hat für Politik, HGV, Bauernbund, Handel und Weinproduzenten oberste Priorität. „Jeder Tote und jeder Schwerverletzte sind einer zuviel. Daher begrüßen wir hohe Strafen für jene, die auf den Straßen betrunken unterwegs sind. Durch die Einführung einer 0,2 oder 0,0-Promillegrenze werden italienische Straßen aber keinesfalls sicherer, denn die allermeisten Unfälle passieren nicht nach einem Glas Wein oder einem Bier“, erklärte Bauernbund-Obmann Georg Mayr. Hier werde mit Kanonen auf Tauben geschossen und die Bürger für unmündig erklärt. Statt auf italienischen Straßen strenger zu kontrollieren, würde Italien einfach die Promillegrenze senken. „Diese Anlassgesetzgebung lehnen wir kategorisch ab, weil sie das Problem nicht löst“, sagte Hansjörg Dariz, Direktor des HGV.
Landesrat Hans Berger hält ebenfalls nichts von einer Senkung der Promillegrenze. „Wein ist ein Genussmittel und gehört zur Kultur unseres Landes. Zudem ist Wein ein Aushängeschild und ein wichtiger Faktor in der Tourismuswerbung, der maßgeblich zum guten Image Südtirols beiträgt.“ Auch habe Wein positive Auswirkungen auf die Gesundheit. „Studien belegen, dass ein Glas Wein positiv auf das Herz-Kreislauf-System wirkt und Krankheiten vorbeugt.“
Gegen die geplante Änderung machen vor allem die Weinproduzenten mobil. „Die Maßnahme der Regierung kommt einem Weinkonsumverbot außer Haus sehr nahe – mit allen Folgen für unser Land. Auch wir sind gegen übermäßigen Alkoholkonsum, aber ein gutes Glas Wein zu genießen, muss noch erlaubt sein. Sonst befinden wir uns in der Prohibition“, so die Vertreter der Weinwirtschaft. Erstaunlich sei, dass gerade Italien einen Vorstoß in Richtung 0,2 bzw. 0,0 Promille wage. Immerhin sei das Land der zweitgrößte Weinproduzent weltweit. „Gerade in Zeiten der Krise dürfe nicht auch noch die Weinwirtschaft gefährdet werden“.
Bei einer weiteren Reduzierung der Promillegrenze würden aber auch jene, die keinen Alkohol trinken, Gefahr laufen, den Führerschein zu verlieren. „Die Einnahme von Medikamenten, die Alkohol enthalten, könnte bereits zum Verlust des Führerscheins führen“, ärgerte sich Berger.
Gemeinsam wollen die Interessensvertreter nun im Rom gegen die geplante Verschärfung der Straßenverkehrsordnung vorgehen. „Der Südtiroler Bauernbund wird auf die nationalen Bauernverbände, und hier besonders auf die Confagricoltura, Druck ausüben, der HGV auf die nationalen Hoteliers- und Gastwirtevereinigungen. Die Weinwirtschaft wird hingegen die italienischen Weinverbände mobilisieren. Ich werde die Agrar- und Tourismuslandesräte der übrigen Provinzen aktivieren. Gemeinsam, so hoffe ich, können wir etwas erreichen“, fasste Landesrat Hans Berger zusammen. Zudem solle über die Südtiroler Abgeordneten in Rom Druck auf andere Parlamentarier ausgeübt werden. Dass das nicht einfach werden wird, hat einen einfachen Grund. „Die nationalen Vereinigungen sehen kaum Handlungsbedarf. Da es in vielen Regionen ohnehin kaum Kontrollen gibt, wird das Ausmaß der geplanten Maßnahmen derzeit völlig unterschätzt“, so Hansjörg Dariz.
Sollte die Aktion nichts nützen, werde auch eine Protestaktion ins Auge gefasst. „Wir sind jedenfalls bereit“, erklärten Georg Mayr und der Landtagsabgeordnete Seppl Lamprecht.