bronner_1kleinIn letzter Zeit wird immer mehr von Biologischen Anbau und von Bioweinen gesprochen.

Warum und seit wann müssen Reben mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden? Hauptsächlich wegen 2 Pilzkrankheiten, die im 19ten Jahrhundert aus Amerika eingeschleppt wurden. Es handelt sich um den Echten Mehltau (Oidium) und um den Falschen Mehltau (Peronospera).

Im
19. Jahrhundert wurde mit amerikanischem Pflanzmaterial die Reblaus
nach Europa eingeschleppt und führte in allen europäischen
Ländern zu dramatischen Verwüstungen in den Weinbergen. Die
französische Regierung rief 1870 eine Kommission zur Bekämpfung
der Reblaus unter Vorsitz von Louis Pasteur ins Leben, die angeblich
über 700 Vorschläge prüfte und trotzdem erfolglos
blieb. Die einzige bis heute erfolgreiche Gegenmaßnahme war das
Aufpfropfen der europäischen Sorten auf amerikanische
Wurzelreben. Hiermit war die erste biologische Maßnahme zur
Bekämpfung eines Rebenschädlings geboren.

Leider
wurden 1868 mit der Einfuhr von amerikanischen Wurzelreben
(Unterlagen) zu Versuchszwecken durch A. W. Freiherr von Babo der
Echte Mehltau (Oidium) und dann der Falsche Mehltau (Peronospera)
„mitimportiert“. Die Pilzkrankheiten breiteten sich über
ganz Europa aus und verursachten wiederum gravierende Schäden im
Weinbau. In Klosterneuburg wurden ab 1872 für Jahre, fast alle
Bestände vernichtet.

Professor
Alexis Millardet aus Frankreich (1838-1902) entwickelte die von ihm
so benannte „Bordelaise pulpe“ und empfahl sie im Jahre 1885 als
erfolgreiches Mittel gegen Peronospera.

Ab Ende
des neunzehnten Jahrhunderts wurden die ersten Behandlungen mit
Kupfer-Kalkbrühe in Südtirol von so genannten „Spritzern“
die von Hof zu Hof gingen, durchgeführt. Jede einzelne Traube
wurde in die Spritzbrühe getaucht.

Heute
wird mittlerweile in technischer Perfektion mit chemischen Mitteln
gegen die Pilzkrankheiten vorgegangen. Die möglichen
nachhaltigen Folgeschäden für die Gesundheit sind noch
nicht abzusehen.

In den
nachfolgenden Artikeln werden naturnahe Anbaumethoden im Weinbau
erläutert.


Organisch
biologischer -Anbau

Die
Anfänge wurden in Deutschland gemacht. Zwei Begründer des
organisch, biologischen Anbaus sind: Hans Müller und Hanspeter
Rusch.

Anfang
der 80er Jahre entstanden die ersten Südtiroler Biobetriebe.

In den
90er Jahren war eine bemerkenswerte Zunahme von biologisch
bearbeiteten Betrieben zu bemerken.

Was ist
organisch-biologischer Anbau?

1. Der
Versuch mit dem Anbau schonend auf die Umwelt und auf den Menschen zu
achten.

2.
Verzicht auf synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel

3.
Sowenig wie möglich Eintrag von Dünge- und
Pflanzenschutzmitteln aus betriebsfremder Herkunft.

Dennoch
kann bei traditionellen Rebsorten, wie zum Beispiel: bei
Weißburgunder oder Vernatsch auf Spritzungen mit Kupfer und
Schwefel nicht verzichtet werden. Gegen Insekten wird mit Bazillus
Thuringiensis vorgegangen.

Die EU
Gesetzgebung sieht für den gesamten Bio – Anbau in Bezug auf
Pflanzenschutz und Düngung klare Richtlinien vor. Einige
Anbauverbände sehen diesbezüglich noch zum Teil weitere
Einschränkungen vor. Die Problematik liegt hauptsächlich im
Kupfereintrag in den Boden. Kupfer wird schon seit 100 Jahren
verwendet. Ein auch nur annähernd gleichwertiges Ersatzmittel
für den Biologischen Anbau, der die synthetischen
Pflanzenschutzmittel ersetzt, ist noch nicht in Sicht. Ein weiteres
Problem ist der Kostenaufwand und die Bodenverdichtung. Das
andauernde Befahren mit den tonnenschweren Traktoren ist nicht im
Sinne einer biologischen Anbauweise.

Biodynamische
Anbauweise

piwiDie
biodynamische Anbauweise beruht auf die Lehre des Anthroposophen
Rudolf Steiner, der anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts eine
ganzheitliche Anbau- bzw. Lebensweise begründet und gelehrt hat.
Der Landwirt hat demnach die Möglichkeit, das Wirken kosmischer
und geistiger Kräfte, durch die biodynamische Arbeitsweise zu
Qualität und Nachhaltigkeit zu führen.

Neben
verschiedenen biologischen Maßnahmen werden unter anderem die
biodynamischen Spritzpräparate Horn-Mist und Horn-Kiesel als
Verstärkung der kosmischen Kräfte zur Harmonisierung und
Vitalisierung des Bodens und der Pflanzen eingesetzt.

Als
eine weitere wichtige Maßnahme zur Belebung des Bodens, wird
Kuhmist-Kompost ausgebracht, welcher vorher mit biologisch
dynamischen Kompostpräparaten ca. ein Jahr lang aufgesetzt war.
Kompostpräparate sind Schafgarbe, Kamille, Brennesel,
Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian, welche in einem bestimmten
Verfahren hergestellt werden. Im Übrigen ist die biologisch
dynamische Arbeitsweise
mehr
als eine Anbaumethode, eher
eine Lebensweise. Die so erzeugten biodynamischen Produkte können
mit dem Markenzeichen
Demeter
versehen werden.

Weingesetzgebung

Unsere
Weingesetze sind alt und in einer Zeit gemacht worden, wo noch wenig
ökologisches Gedankengut und der ungleiche Kampf mit dem
globalen Markt noch nicht vorhanden waren. In den letzten Jahrzehnten
wurden und werden immer noch zu den bestehenden Weingesetzen eine
Flut von Verordnungen dazugefügt.

Die
Produktionskosten im Weinberg, in der Weinzubereitung, die hohen
Steuern und der völlig fehlgeleitete Verwaltungsaufwand,
ermöglichen es schwer mit den Preisen der Weine aus Übersee
mitzuhalten.
Also könnte man sich etwas Neues einfallen
lassen. Mit einem Produkt, wonach der Markt schon seit einiger Zeit
vermehrt fragt, und das man jetzt anbieten könnte. Das sind
ökologische Weine aus chemisch nicht behandeltem Traubengut, die
sich mit denen aus traditionellen Reben jederzeit messen können.

Von
Brüssel gehen bereits seit Jahrzehnten Signale mit der
Aufforderung an die einzelnen Mitgliedsstaaten zur Förderung des
ökologischen Anbaus in der Landwirtschaft aus. Einige Wein-
Anbauländer, nördlich der Alpen haben bereits ihre alten
Gesetze geändert und sich somit der aktuellen Situation
angepasst. Nun ist PIWI Südtirol permanent dabei, das Anliegen
bei den zuständigen Stellen in Südtirol vorzutragen, wo man
auf größtenteils aufgeschlossene und verantwortungsvolle
Personen getroffen ist.
 


Der
Anbau mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten.
piwi1Im
Dezember 2003 gründen 25 Südtiroler, Weinbauern und einige
interessierte Personen aus der Forschung und Weinwirtschaft den
Verein PIWI Südtirol.

Die
Aufgabe und Ziel der Organisation ist es, den nächsten Schritt
zu wagen, einen vernünftigen ökologischen Weg in der
Weinwirtschaft in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft aufzuzeigen.
Dies ist voll im Sinne des biologischen Anbaus. Dieser Weg soll für
alle Interessierte auch in der Praxis ermöglicht werden. Es soll
keine allgemeine Empfehlung an die Südtiroler Weinbauern zur
Umstellung auf pilzwiderstandsfähige Reben sein. Es werden
Anregungen gegeben und Experimentierfreudige werden unterstützt.

Dies
gilt vor allem der Förderung von Reben, die durch Blütenkreuzung
zu widerstandsfähigen Gewächsen gegen falschen und echten
Mehltau erzogen werden. Das zunehmende Interesse zeigt sich in der
stetig steigenden Mitgliederzahl, zur Zeit 80 Mitglieder.


Um
das Sorten-Lagen Spektrum abzudecken, bräuchte es
die
Zulassung noch einiger Rebsorten. Regent und Bronner sind in Italien
schon zugelassen. Ein weiteres Ziel, das erreicht werden soll, ist
eine Teil-Liberalisierung der Wein-Gesetzgebung. Das wird nicht von
heute auf morgen zu erreichen sein.

Aussage
eines PIWI Mitgliedes: Sind wir sicher, ob unsere Kinder und
Kindeskinder nicht, über das Versprühen von Chemikalien in
unseren schönsten Weinbergen den Kopf schütteln werden? Der
eine oder andere wird noch zur Verteidigung der Väter sagen: „
Du
weißt ja wie die früher waren
“,
oder schlimmer: „
Die haben
das ja nicht
verstanden“,
oder ehrlicher: „
Sie
hatten keine andere Möglichkeit
“.

Was
sind PIWI Reben?

Es sind
durch Blütenkreuzung entstandene pilzwiderstandsfähige
Reben, die je nach Sorte gegen die Rebenkrankheiten Peronospera
(Falscher Mehltau) und Oidium (Echter Mehltau) entweder resistent
oder teilresistent sind. In normalen Jahren müssen sie nicht
gespritzt werden, in Ausnahmejahren können eine bis zwei
Spritzungen notwendig sein.

Zugelassene
PIWI Rebsorten

Weißweinreben
in Deutschland: Bronner, Helios, Johanniter, Merzling, Solaris.

Rotweinreben:
Regent.

In der
Schweiz bereits zugelassen sind:

Weißweinreben:
Bianca, Bronner, Helios, Johanniter, Kalina, Seyval, Solaris.

Rotweinreben:
Baron, Cabernet Carbon, Cabernet Cortis, Cabernet Carol, Chambourcin,
Chancellor, Leon Millot, Marechal Foch, Monarch, Prior, Regent.

Einige
der Rebsorten, wie z. B. die Cabernet Carbon Reihe dürfen nur
mit dem Einverständnis des Züchters angebaut werden.


BRONNER (Weißweinrebe
in Italien zugelassen)

Kreuzungskombination:
Merzling x (Zaraya
severa x Saint-Laurent)

Zuchtstamm:
Staatliches Weinbauinstitut
Freiburg: FR 250-75

Kreuzungsjahr:
1975

Peronospera
– Festigkeit:
sehr gut

Oidium
– Festigkeit:
sehr gut

Verrieselung:
sehr gering

Stiellähme:
sehr gering

Fäulnisanteil:
sehr gering

Austrieb:
eine Woche vor
Standardsorten

Blütezeitpunkt:
eine Woche vor
Standardsorten

Traubenentwicklung:
einige Tage vor
Grauburgunder

Traubenschluss:
einige Tage vor
Grauburgunder

Färben/Weichwerden:
7 Tage nach Grau- und
Weißburgunder

Traubengröße:
mittelgroß
geschultert, 280-300gr schwer

Beerengröße:
mittelgroß

Erntereife:
7 Tage nach Weißburgunder

Beerendichte:
mittel-hoch

Ertragsniveau:
110DZ/ha

Mostgewicht:
wie Weißburgunder

Weintyp:

Stoffig,
kräftig, fruchtig, Ähnlichkeit zu Weißburgunder,
Ertragsniveau für Qualität beachten!


Piwi
Reben

Nachfolgend
noch einige interessante Weißwein Kreuzungen:

HELIOS
Kreuzungsjahr 1973 zwischen Merzling x Freiburg 986-60

JOHANNITER
1968 zwischen Riesling x (Seyve-Villard 12.481 x (Ruländer x
Gutedel))

SOUVIGNIER
GRIS
Bronner x Cabernet
Sauvignon

SOLARIS
1975 zwischen Merzling x (Zaraya severa x Muskat Ottonel)

CHAMBOURCIN
eine Kreuzung von Joannès Seyve, der von 1900 bis 1965 in
Frankreich lebte, zwischen Seyve Villard 12.417 x Cancellor

PRIOR
Kreuzungsjahr 1987 zwischen (Joan Seyve 234-16 x Blauburgunder) x
(Merzling x (Saperavi severnyi x Saint Laurent))

REGENT
Kreuzungsjahr 1967 zwischen
Diana x Chambourcin


Tafeltrauben

BIRSTALER
MUSKAT
, braucht in der
Regel nicht gespritzt werden, weiß, früh, aromatisch

KÖNIGLICHE
ESTHER
, pilzresistent,
blau, sehr früh, knackig

LIDI,
brauch in der Regel nicht gespritzt werden, sehr große rote
Beeren, früh

MUSKAT
BLUE
, pilzresistent, blau,
sehr früh reif, sehr schmackhaft

PALATINA,
pilzresistent, weiß, frühreif, große ovale Beeren,
schmackhaft

ROSINA,
ziemlich pilzresistent, frühreif, große blaue Beeren,
aromatisch knackig