vollversammlung_fwsDas Konsortium Südtiroler Wein und Neuheiten aus der EU-Weinpolitik bildeten den Kern der gestrigen Mitgliederversammlung der Freien Weinbauern Südtirols (FWS). Der Verband schafft es seit 13 Jahren, 85 Winzer zu vereinen, die sich als vielfältige Individualisten durch Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bei Anbau, Verarbeitung und Vermarktung ihrer Weine auszeichnen.

Ein heißes Eisen in der hiesigen Weinwelt ist seit Jahren das Konsortium Südtiroler Wein. Die jüngste Entscheidung zur Neubesetzung des Direktorenpostens wurde vom FWS immer schon gefordert: „Wir sind von der Notwendigkeit eines starken Direktors überzeugt. Als Führungsperson sollte er jedoch unabhängig sein und selbständig zum Wohle der Weinwirtschaft arbeiten können.“ Man wolle sich im Vorfeld konstruktiv einbringen und mit den anderen zwei Weinverbänden zusammensetzen, um eine bestmögliche Lösung zu finden. Auf diese Position habe man sich bei der 13. Mitgliederversammlung einigen können, so FWS-Präsident Michael Graf Goëss-Enzenberg, der mit dem Vorstand bis 2014 im Amt sein wird.

Foto: v.l. FWS-Präsident Michael Graf Goëss-Enzenberg, Aufsichtsratspräsidentin Margareth Mumelter,
EU-Abgeordneter Herbert Dorfmann und FWS-Vizepräsident Armin Kobler

Die
Freien Weinbauern Südtirols (FWS) betreiben Weinbau unter Einhaltung
strenger Ethik-Regeln. Darunter fällt laut Präsident Goëss-Enzenberg
etwa der starke Authentizitätsgedanke: „Die FWS-Mitglieder verpflichten
sich, nur Trauben aus eigenem Anbau zu verwenden. Dadurch haben wir die
Kontrolle über den gesamten Produktionsprozess und können Weine in
höchster Qualität herstellen und vermarkten.“

Mit
Spannung erwartet wurden die Ausführungen des Südtiroler
EU-Parlamentariers Herbert Dorfmann, da sich in Brüssel Neuerungen
anbahnen, die auch die Weinwirtschaft hierzulande angehen. „Es liegt ein
Vorschlag auf dem Tisch, die Pflanzrechte ab 2015 europaweit zu
liberalisieren.“ Laut Dorfmann besteht dadurch zwar die Gefahr der
Überproduktion in einigen EU-Mitgliedsstaaten, allerdings seien auch
heute die Pflanzrechte keine Garantie für Qualitätsanbau und oftmals gar
nicht alle Rechte ausgeschöpft. Die Auswirkungen auf Südtirol wären
„nicht besorgniserregend“: „Südtirol produziert Weine hoher Qualität,
die durch die Ursprungsgebiete geschützt sind. Unsere Weine zielen auf
einen Nischenmarkt ab, in dem der Preisdruck nicht sehr hoch ist.“

Eine
interessante Neuerung präsentierte der EU-Parlamentarier den
FWS-Mitgliedern mit der Neuregelung in Sachen Bioweine. „Endlich gibt es
diesbezüglich Rechtssicherheit. Nicht nur die Trauben müssen biologisch
angebaut werden, sondern auch die Weiterverarbeitung muss klaren Regeln
folgen, um das Endprodukt als Biowein auf den Markt bringen zu dürfen.
Hauptstreitpunkt war diesbezüglich die Absenkung der
Gesamt-Schwefelwerte. Jetzt steht fest: Erlaubt sind 100 mg/l bei
Rotweinen und 150mg/l bei Weiß-/und Roséweinen, wobei eine Abweichung
von 30 mg/l zulässig ist, wenn der Restzuckergehalt über 2 g/l liegt.“
Dies sei ein Fortschritt auch aus Sicht der Konsumenten, meint Dorfmann.

Intensive
Debatten gebe es derzeit im EU-Parlament zum Thema Subventionspolitik.
„Aktuell bekommen landwirtschaftliche Betriebe in Europa direkte
Fördermittel je Hektar Anbaufläche – mit Ausnahme der Winzer“, so
Dorfmann. Nun wolle man ab 2014 diese Art der Subventionierung auf die
Weinwirtschaft ausweiten. Wer sich davon mehr Gelder aus Brüssel
erwartet, irrt: „Die Mittel würden lediglich in einen großen nationalen
Topf umgeschichtet, es könnte also künftig weniger für Absatzförderung
oder Umstrukturierungen zur Verfügung stehen.“ Für den Winzer würde die
Hektarförderung einen hohen bürokratischen Aufwand für knapp zweihundert
Euro je Hektar und Jahr bedeuten, wie Dorfmann betonte. „Es wäre also
ein Verlustgeschäft für Südtirol und seine relativ geringen
Anbauflächen.“ Ziel ist es für Dorfmann abschließend, den Weinbau mit
seinem rund zwei Milliarden-Euro-Fonds aus der gesamten europäischen
Agrarpolitik (mehr als 50 Milliarden) herauszuhalten.