podiumsdiskussionLPA – Über 80 Teilnehmer sind der Einladung der Sektion Kellerwirtschaft an das Versuchszentrum Laimburg gefolgt und haben am heutigen 16. Mai am Runden Tisch von Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über Herausforderungen und Entwicklungen für die Südtiroler Weine teilgenommen. Die beobachtbare Erwärmung beeinflusst vielleicht den Charakter der Weine, aber sie macht den Anbau bestimmter Sorten in ihren bisherigen Lagen nicht unmöglich.

„Südtirol hat eine Jahrtausende alte Weinbautradition. Wir sind dieser Tradition verpflichtet und wollen in dieser Veranstaltung über Herausforderungen und Entwicklungen im Südtiroler Weinbau informieren und diskutieren", erklärte Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg in seinem Grußwort.

Foto: Podium mit allen Diskutanten

Jede Region müsse unterschiedlich betrachtet werden, um auf die
unterschiedlichen Einflüsse angemessen zu reagieren. Gute Erfahrungen
habe man in Geisenheim etwa mit dem Entblättern der Reben gemacht,
wodurch die Reifung der Früchte verzögert werden könne, so Hans-Reiner
Schultz. Die große Herausforderung besteht laut Schultz darin, auf die
sich ändernden Bedingungen wie etwa schwankende Niederschlagsmengen
flexibel zu reagieren. In Zeiten, wo die Ökobilanz und etwa der
CO2-Fußabdruck eine immer größere Rolle spielen, sollte man auch
positive Fakten hervorkehren: „Ein Hektar Weinberg produziert Sauerstoff
für 20 Menschen", sagte Professor Schultz.

In seinem
Impulsreferat hat Gianni Fabrizio vom renommierten italienischen
Weinführer Gambero Rosso darauf hingewiesen, dass die Südtiroler Weine
in den vergangenen 30 Jahren enorme Qualitätssprünge bei angemessenen
Preisen gemacht hätten. Vor allem in Italien sei Südtirol als die
Weißweinregion schlechthin bekannt. Es sei gelungen, sich einen Namen zu
machen, nun gehe es darum, jeweils die am besten geeigneten Rebsorten
für die einzelnen Lagen zu finden. „Die Herausforderung besteht darin,
die einzelnen Rebsorten in den für sie besten Lagen anzubauen", sagte
Fabrizio. Künftig sei es jedoch wichtig, auch an Superselektionen in den
besten Lagen nachzudenken und Weine mit hohem Alterungspotenzial
anzubieten, so Fabrizio.

Einig waren sich die Diskutanten darüber,
dass sich das Klima verändert. Aber es gibt unterschiedliche Reaktionen
darauf: Franz Haas vom gleichnamigen Weingut berichtete, dass man in
seiner Kindheit den Pinot noir noch um Allerheiligen gelesen habe,
während er jetzt spätestens im September geerntet werde. Er setze daher
auf Anbau in höheren Lagen. Graf Michael Göss-Enzenberg dagegen verwies
darauf, dass man im Weinberg sehr präzise und zeitgerecht arbeiten
müsse, um gesunde und resistente Pflanzen im Weinbau zu halten.

Diese
Veränderungen, die sich auch auf die Reife der Trauben und den
Charakter der Weine auswirken, würden aber vom durchschnittlichen
Konsumenten nicht wahrgenommen, so Gianni Fabrizio.

Wie für andere
Weinbaugebiete auch, ist der Klimawandel in Südtirol aber durchaus auch
als Chance zu sehen, etwa, indem höhere Lagen bzw. neue Gebiete für den
Weinbau erschlossen werden. Hansjörg Hafner vom Südtiroler Beratungsring
für Obst- und Weinbau wies darauf hin, dass etwa im Eisacktal in zehn
Jahren eine Verdopplung der Weinbaufläche möglich sei.

(SAN)