slowfoodlogoMarktcheck belegt dürftiges Sortiment des Lebensmittelhandels – Verbraucherzentrale und Slow Food veröffentlichen Produktliste   

Berlin/Hamburg, 04.11.2008 – Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)und Slow Food Deutschland fordern Lebensmittelhandel, Erzeuger und Verarbeiter auf, ihren Widerstand gegen das neue Label "Ohne Gentechnik" aufzugeben und entsprechende Produkte ins Sortiment aufzunehmen. Wie eine aktuelle Marktrecherche der Verbraucherzentrale Hamburg und von Slow Food ergab, findet man bisher nur vereinzelt mit "ohne Gentechnik" gekennzeichnete Produkte in den Supermarktregalen. Auf der Internetseite www.vzhh.de veröffentlicht die Verbraucherzentrale Hamburg ab heute eine Liste von Produkten, die das "ohne Gentechnik"-Etikett tragen. Die Liste soll fortwährend erweitert werden. Verbraucher werden gebeten, die Verbraucherzentralen zu unterstützen.

"Ohne Angebote keine Wahlfreiheit", kritisiert Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes die Zurückhaltung der Erzeuger und des Handels. "Nur wenn Hersteller und Handel die Kennzeichnung einsetzen, können sich die Verbraucher für oder gegen den Einsatz gentechnisch veränderter Futtermittel entscheiden."  Theoretisch hätten Verbraucher seit 1. Mai die Wahl, Erzeugnisse von Tieren zu kaufen, die ohne gentechnisch veränderte Pflanzen gefüttert wurden – praktisch noch nicht.

Silke Schwartau, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg fordert die Verbraucher auf, gezielt nach "ohne Gentechnik"-Produkten zu fragen: "So lange der Gegenbeweis nicht angetreten wird, muss man davon ausgehen, dass tierische Produkte, die nicht mit ,ohne Gentechnik' gekennzeichnet sind, mit gentechnisch verändertem Futtermittel hergestellt wurden." Dies gelte auch für die Eigenmarken des Handels.

Das fehlende Angebot hat zur Folge, dass nach wie vor viele Verbraucher mangels Wissen gegen ihren Willen tierische Grundnahrungsmittel wie Milch, Eier und Fleisch konsumieren, bei deren Erzeugung gentechnisch veränderte Futterpflanzen verwendet wurden. "Das Etikett ,ohne Gentechnik' ermöglicht es Konsumenten, die gentechnikfreie Lebensmittel konsumieren wollen, mit gutem Gewissen und Genuss zu essen", so Ulrich Rosenbaum von SlowFood. Die Organisation ist Fördermitglied des VZBV.


Hintergrund: Seit 1. Mai Wahlfreiheit mit "Ohne Gentechnik"

Seit Jahren lehnt die große Mehrheit der Verbraucher gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Wie Umfragen zeigen, wollen sie auch keine tierischen Produkte, bei denen die Tiere mit Gen-Pflanzen gefüttert wurden. Mangels Kennzeichnungs-Regelung konnten sie jedoch bei Eiern, Fleisch und Milch aus konventioneller Produktion nicht erkennen, ob Gen-Pflanzen verfüttert wurden oder nicht. Die seit dem 1. Mai 2008 gültige neue Kennzeichnung "Ohne Gentechnik" sollte hier Abhilfe schaffen. Sie signalisiert Verbrauchern, dass bei der Produktion gentechnisch unveränderte Pflanzen verfüttert wurden. Auch Beimengungen von gentechnisch erzeugten Zusatzstoffen, Aromen und Vitaminen in Lebensmitteln sind grundsätzlich verboten. Lediglich bei der Herstellung von Futtermitteln dürfen Zusatzstoffe, Aromen und Vitamine verwendet werden, die in geschlossenen Anlagen mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt wurden. Diese Mikroorganismen müssen jedoch im Verlauf der Herstellung wieder vollständig entfernt werden.

Slow Food

– ist eine weltweite Vereinigung von bewussten Genießern und mündigen Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten.
– fördert eine verantwortliche Landwirtschaft und Fischerei, eine artgerechte Viehzucht, das traditionelle Lebensmittelhandwerk und die Bewahrung der regionalen Geschmacksvielfalt.
– bringt Produzenten, Händler und Verbraucher miteinander in Kontakt, vermittelt Wissen über die Qualität von Nahrungsmitteln und macht so den Ernährungsmarkt transparent.
– ist eine Non-Profit-Organisation
– hat in über 100 Ländern rund 90.000 Mitglieder, davon 8.500 in Deutschland.

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