Südtirols Weinwelt hat den Artikel meist positiv aufgenommen. Martin Foradori vom Weingut Hofstätter hat uns eine persönliche Stellungnahme zukommen lassen, die wir gerne veröffentlichen.
Martin Foradori nimmt Stellung zu "Der Weingeist – Teil 1":
Alles schön und Recht was der Autor bemerkt, ABER:
Im Artikel wird nur von Wein gesprochen, ich vermisse das Wort
REBE/SORTE! Die REBE/SORTE in Verbindung mit der EINZELLAGE ist das Auf
und Nieder!
Wie stellt sich das der Autor vor: Überetsch oder Vinschgau Premier Cru
oder Gran Cru XY einer Einzellage und das gibt es dann für Chardonnay, Pinot grigio, Sauvignon, Blauburgunder, Merlot, Cabernet, Rosenmuskateller, Goldmuskateller, Lagrein, Vernatsch usw.??
MAHLZEIT, das Chaos ist PERFEKT!
Das "System" wie es sich der Autor wünscht ist nur in Ländern oder Gebieten anwendbar wo eine Rebsorte dominiert (siehe Burgund mit Pinot,
siehe Deutschland mit Riesling, Wachau mit Riesling und Grünen Veltliner, Bordeaux hat eine leicht andere Philosophie). Dann macht es auch Sinn und ist "durchsichtig" und vielleicht auch verständlich.
Ich bin ein Verfechter des Lagendenken und meine Selektionen tragen
alle im Etikett (und natürlich auch Einkellerungsregister, Kellerbuch,
usw) den "geographischen Ursprung" der Trauben bzw. bei den beiden
Barthenau sogar den KATASTERLICH eingetragenen Weinbergsnamen.
Wie schade, dass bei vielen Südtiroler Spitzenweinen in den letzten Jahren das Wort "HOF" (somit geographisch und grundbuchlich klar
verfolgbar und identifizierbar) verschwunden ist. Verstehen wir uns
nicht falsch: die Weine sind qualitativ immer noch top, aber nun leider
"nur Assemblagen" mit Nachbarparzellen oder anderen qualitativ
hochwertigen Parzellen derselben Sorte.
Bevor man in Südtirol über eine Lagenklassifikation im Stile Burgunds
oder anderer Gebiete nachdenkt, müssen für die jeweiligen Grosslagen
"Leadersorten" bestimmt werden die in diesen Grosslagen besonders gute Qualitäten hervorbringen.
In Südtirol, wegen unserer vielen verschiedenen Mikroklimas, werden wir Winzer immer mit verschiedenen Sorten arbeiten müssen, es gilt aber
diese den jeweiligen Grosslagen zuzuordnen.
Es kann nicht sein, dass ein betrieb XY in einer Lage den Bauern z.b. Weissburgunder empfiehlt und ein anderer Betrieb in derselben Lage z.b. Riesling. Was soll das?
Das ist kein Lagendenken sondern nur "Sorten pflanzen" weil diese eine
bestimmte Sorte im Keller fehlt und der Kellermeister oder Geschäftsführer gerne mehr davon hätte!
In Südtirol haben wir bis dato nur wenige solche Grossgebiete wo sich
eine Sorte besonders etabliert hat: Mazon mit Burgunder, Gries mit Lagrein, Tramin/Söll mit Gewürztraminer. andere Grosslagen hätten in Verbindung mit bestimmten Sorten dasselbe Potential! Es wäre auch
machbar, man muss es nur wollen und damit aufhören mit dem Allerwertesten auf x Stühlen bzw. Sorten zu sitzen.
Ein Pilotprojekt in diesem Sinne wurde in Eppan bereits gestartet, aber
viel ist bis dato nicht passiert. Geduld haben ist angesagt!
Soviel zu meiner Meinung!
Martin Foradori Hofstätter