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Geht es nach dem Willen der Vertreter der Bauernbünde von Südtirol und Tirol und des Bayerischen Bauernverbandes, muss es auch nach 2013 eine starke erste Säule und zweite Säule der EU-Agrarpolitik geben. „Das derzeitige EU-Finanzierungsmodell mit einer ersten Säule, die im wesentlichen die Direktzahlungen beinhaltet, und einer zweiten Säule, die Maßnahmen im Ländlichen Raum unterstützt, hat gut funktioniert und soll weitergeführt werden. Einige Anpassungen sind aber erforderlich, eine Diskussion über die Ausstattung des EU-Agrarbudgets nach 2013 darf es nicht geben“, erklärt Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. Konkret fordern die Bauernverbände von der EU eine eigenen „Säule“ für die Berggebiete, um die natürlichen Nachteile wie Steilheit und Kleinstrukturiertheit und die damit verbundenen Mehrbelastungen der Bergbauern auszugleichen. „Wenn wir auch in Zukunft eine flächendeckende Berglandwirtschaft wollen, müssen wir die höheren Kosten und geringeren Erlöse kompensieren. EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel hat bereits ihre Verhandlungsbereitschaft signalisiert“, erklärt Leo Tiefenthaler.
Konkret stellen sich die drei Bauernverbände eine Berggebiets-Grundprämie, ein operationelles Programm für die Milchhöfe ähnlich den Obstgenossenschaften, höhere Investitionsförderungen, die Bezuschussung der Milchtransporte und Exporterstattungen vor. Zudem helfe ein Abbau der Bürokratie, Geld zu sparen.
Leistet viel, kostet wenig
Ein besonderes Anliegen der drei Bauernbünde ist es, der Bevölkerung verständlich zu machen, für was die EU-Finanzmittel in der Berglandwirtschaft ausgegeben werden. „Die Landwirtschaft erbringt vielfältige und wertvolle Leistungen – neben der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln die Pflege und den Erhalt der Landschaft. Diese Gemeinleistungen müssen auch in Zukunft mit Direktzahlungen honoriert werden. Die gesamten Agrarfördermittel in Europa belaufen sich derzeit auf weniger als vier Prozent der Gesamtausgaben der Mitgliedsstaaten“, erklärt Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. Dies muss der Bevölkerung die Landwirtschaft wert sein.
Vermarktung stärken
Um die Berglandwirtschaft abzusichern, muss besonders bei der Vermarktung der bäuerlichen Produkte angesetzt werden. „Die Vermarktungsbetriebe sollten noch stärker in die Verantwortung genommen werden. Wir müssen uns auf den heimischen Märkten noch stärker platzieren und die Exporte ausbauen. Um die Wertschöpfung zu steigern, müssen wir nach neuen innovativen Produkten suchen“, macht SBB-Direktor Siegfried Rinner klar. Zudem sollten Produzenten, Vermarkter, Handel und Konsumenten noch enger zusammenrücken. Ein Ziel der Bauernbünde von Südtirol, Tirol und Bayern ist weiters, die Bevölkerung noch stärker als bisher auf den besonderen Wert heimischer Lebensmittel hinzuweisen. Nachholbedarf sehen die Bauernvertreter in der Kennzeichnung der Herkunft und der Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. „Es kann nicht sein, dass immer mehr Käse auf den Markt kommt, der keine Milch enthält. Dieser sogenannte Kunstkäse ist Betrug am Konsumenten“, so Matthias Borst vom Bayerischen Bauernverband und Peter Raggl vom Tiroler Bauernbund. Eine strengere Kennzeichnungspflicht und genaue Herkunftsbezeichnungen seien nicht nur im Interesse der Landwirtschaft, sonders besonders der Konsumenten. Auch hier wollen die Bauernverbände ansetzen.