parDer Erfolg des 2011 zum ersten Mal durchgeführten Wettbewerbs "Griechischer Weinpreis", der
allfällige Vorurteile gegenüber den Weinen aus Griechenland gründlich ausräumen konnte, stand
dieses Jahr ganz im Zeichen der anhaltenden Finanzkrise.

Doch wenn auch weniger Proben eingelangt
waren als erwartet: die Qualität war wieder hoch, sechs Kandidaten erreichten 90 oder
mehr Punkte im PAR-System und qualifizierten sich damit als internationale Spitze.
Die Geschichte des europäischen Weinbaus ist ohne Griechenland nicht vorstellbar: von hier breitete
sich das Wissen um die Herstellung dieses für die europäische Kultur so wesentlichen Getränkes
über Italien und Frankreich bis nach Spanien aus. Dabei gerieten die Weine vom Peloponnes
und den Inseln zunehmend in Vergessenheit, Rebsorten wie Xinomavro, Assyrtiko, Linio oder
Savatiano sind nur mehr für Eingeweihte ein Begriff. Dass diese autochthonen Rebsorten aber
durchaus einem Vergleich mit internationalen Gewächsen standhalten können, beweisen eindrucksvoll
die Ergebnisse der Verkostung.

„Bei dieser Verkostung geht es nicht um eine absolute, für sich hermetisch geschlossene Bewertung
der Weine“, verdeutlichte Sensorikexperte Martin Darting, „sondern auch um die Abstimmung
mit den Trink- und Geschmacksgewohnheiten im deutschsprachigen Raum. Damit
wollen wir Einkäufern und Konsumenten eine qualifizierte Entscheidungshilfe geben.“ Die Verkostung
erfolgte nach dem von Darting entwickelten PAR-System (Produkt-Analyse-Ranking): dabei
werden die sensorische Merkmale der Weine nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ bewertet.
Die Beurteilungen werden ausführlich dokumentiert und sind auch für Laien nachvollziehbar.
Das Gesamtergebnis wird in einen Wert von maximal 100 Punkten umgerechnet.

Was in diesem Jahr auffällig war: es waren mehr Weißweine als Rotweine eingereicht worden,
und auch deren Qualität übertraf in Summe die der Rotweine. Mit erstaunlicher Frische und einem
sehr differenzierten Geschmacksprofil konnten sie die profilierte Verkostungsjury geradezu begeistern.
Gleich zwei Weißweine erreichten die Höchstbewertung von 93 Punkten: Ilaros weiß aus
Assyrtiko, Roditis und Malagouzia 2011 von der Domaine Evharis sowie die Cuvée Domaine
Evharis weiß aus Assyrtiko und Malagouzia 2011. Dass beide Weine aus derselben Kellerei
stammen, spricht für die brilliante, saubere Arbeit dieses Betriebes.

Mit 92 Punkten nur knapp dahinter lag der trockene Savatiano Mylonas 2011 von Mylonas
Winery, vinifiziert aus jener Rebsorte, die man sonst gemeinhin als Retsina kennt, und ein eindrucksvolles
Beispiel dafür, welche Eleganz aus autochthonen Trauben zu holen ist. Ebenfalls 92
Punkte erhielt ein dritter Wein der Domaine Evharis, der Assyrtiko barrique Topikos Inos 2008.
Ebenfalls in der Spitze liegen die beiden bestbewerteten Roten mit je 90 Punkten: der Rapsani
Grand Reserve QbA 2005, eine Cuvée aus Xinomavro, Krasato und Stavroto der Privatkellerei
Tsantalis, sowie der gelungene Merlot 2008 von kelari dialekto, der zeigt, dass auch internationale
Rebsorten gekonnt vinifiziert werden.

Im PAR-System stehen Wertungen zwischen 90 und 95 Punkten für „erstklassige Weine, internationale
Spitze, die zu den ausdrucksstärksten ihrer Art gehören“. Insgesamt sechs Kandidaten wurden
also vom professionell besetzten Verkostungspanel in einer rigiden Blindverkostung dieser
Klasse zugeordnet. Weitere 9 Weine erzielten 83 bis 89 Punkte und damit die Kategorie „ausgezeichnet“.
Einige der eingereichten Weine waren zwar aufgrund ihres sehr speziellen Ausdruckes
perfekt zu typisch griechischen Mahlzeiten vorstellbar, aber für hiesige Gaumen doch etwas zu
rustikal geraten.

„Allerdings“, so das von den Organisatoren der Verkostung, Gisela Wüstinger von der WINE System
AG in Frasdorf und Sensorik-Experte Martin Darting zusammengefasste Ergebnis, „wären viele
der Weine eine wirkliche Bereicherung für jedes Weinsortiment, und wir würden uns wünschen,
dass mehr Weinhändler und Gastronomen in Deutschland ihr Portfolio um griechische
Weine erweitern. Die Ergebnisse unserer Verkostung haben eindrucksvoll bewiesen, dass
es sich lohnt, diese individuellen Produkte vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen.“
Auch im kommenden Jahr wird der Wettbewerb wieder stattfinden. Durch diese Kontinuität unterstützt
WINE System auch in der Krise die griechischen Weinproduzenten auf dem deutschen
Markt.