Ein Durchschnittsjahrgang mit guten bis sehr guten Qualitäten:
Harmonische Eleganz, frische Finesse, fruchtige Aromen, lebendige Säure, eine mineralische Struktur und weniger Alkohol als in den vergangenen Jahren – so präsentieren sich die Südtiroler Jungweine des Jahrgangs 2008. Die Qualitätsbewertung geht – je nach Sorte und Lage – von durchschnittlich bis zum Teil sehr gut.
„Der Jahrgang 2008 ist Dank des schönen Herbstes ein überzeugender Durchschnittsjahrgang mit guten bis sehr guten Qualitäten und mit absoluten Spitzenqualitäten in einigen Lagen geworden“, bringt es Hans Terzer, der Präsident der Südtiroler Kellermeister auf den Punkt. Zwei bis drei Wochen später als im Vorjahr begann 2008 die Ernte. Ausnahmsweise lang dauerte dann die Leseperiode: von Mitte September bis Ende Oktober. Von minus zehn bis plus fünf Prozent – je nach Sorte und Lage verschieden – variieren die Erntemengen 2008 im Vergleich zu den letzten Jahren.
Goldener Herbst lässt Trauben reifen
Aufgrund des Witterungsverlaufs haben Südtirols Weinbauern und Kellermeister der Ernte 2008 mit einiger Besorgnis entgegen gesehen. Der sprichwörtliche Bilderbuchherbst hat den Jahrgang aber im wahrsten Sinn des Wortes gerettet. „Bei der Ernte wurden landauf landab durchwegs ordentliche, gesunde Trauben mit guten Zucker-, Säure- und Extraktwerten angeliefert“, freut sich Hans Terzer. „Die Natur hat uns dieses Jahr wieder einmal gelehrt, dass nur eine konsequente Qualitätsphilosophie im Weinberg Erfolg hat. Mehr als je zuvor kam es heuer auf den Fleiß und den Einsatz der Weinbauern und auf das abgestimmte Vorgehen zwischen diesen und den Kellermeistern an.“
Überetsch
Für Hans Terzer wartet der Jahrgang 2008 mit „aufregenden Weißweinen, vor allem mit Sauvignon und Weißburgunder mit schönen, fruchtigen Aromen und herzhaft frischer Säure“ sowie mit Ruländer auf, die „durch ausgezeichnete Qualitäten hervorstechen“. Bei den Rotweinen sieht der Präsident der Südtiroler Kellermeister die Situation etwas differenzierter und spricht von einem großen Blauburgunder-Jahr. „Trotz mengenmäßiger Einbußen gibt es 2008 zudem Top-Lagrein aus den guten Lagen. Der Vernatsch wird 2008 vor allem im Überetsch mit feinen, zarten Weinen vertreten sein. Bei Merlot und Cabernet braucht es noch etwas Zeit, um ein definitives Urteil über deren Qualitäten abgeben zu können.“
Burggrafenamt
Von einem „guten Jahrgang mit einigen Spitzen“ spricht auch Stefan Kapfinger, Kellermeister der Meraner Kellerei. Zwar wurden im Burggrafenamt teilweise an die zehn Prozent weniger geerntet – vor allem beim Vernatsch –, die Weißweine des Jahrganges übertreffen aber alle Erwartungen: „In den Kellern reifen heuer wunderschöne, fruchtige, sehr mineralische Weißweine, wobei vor allem Weißburgunder und Gewürztraminer hervorstechen.“ Bei den Rotweinen schwärmt Kapfinger vor allem vom Blauburgunder mit „vielseitigen Frucht- und stabilen Farbnoten“ und vom Lagrein mit „ausgezeichneten Qualitäten“.
Vinschgau
Wie so oft waren die Vinschgauer Weinberge auch 2008 durch die lange Schönwetterperiode im Herbst begünstigt, ist Martin Aurich vom Weingut Castel Juval in Kastelbell überzeugt. „Reife Trauben, sehr gute Zuckergradationen und hohe Säurewerte versprechen sehr feine, fruchtige, durch Säure und mineralische Struktur geprägte Weißweine“. Auch vom Blauburgunder 2008 sind die Vinschger Weinbauern begeistert, und der Vernatsch kann sich mit hohen Zuckergradationen ebenfalls sehen lassen. Schäden durch die verbreiteten Hagelschläge im Frühsommer konnte der goldene Herbst auch im Vinschgau wett machen.
Eisacktal
Ebenfalls von der herbstlichen Witterung hat das Eisacktal profitiert. „Die warme und trockene Witterung mit kalten Nächten und sonnigen Herbsttagen hat sich ideal auf die Reife der Trauben ausgewirkt“, ist Günther Kerschbaumer vom Köfererhof in Neustift überzeugt. Krankheits- und reifebedingt einige Ausfälle gäbe es nur in Grenzlagen und dort, wo Sorten am falschen Standort gepflanzt worden sind sowie in den Weinbergen mit zuviel Behang. Für Günther Kerschbaumer waren „die Trauben seit 1997 nicht mehr so gesund wie im heurigen Jahr. Die jungen Weißweine bestechen alle mit einem schönen Aromen- und Säurespiel, mit Eleganz, Frische und Leichtigkeit.“ Dass der Jahrgang etwas weniger Fülle als in den vergangenen Jahren aufweist, das bedrückt niemanden.
Bozen und Umgebung
Im Raum Bozen wurden einige Lagen von starken Hagelschlägen in Mitleidenschaft gezogen, wodurch es mancherorts zu Ernteeinbußen gekommen ist. Georg Mumelter vom Griesbauerhof in Rentsch freut sich aber trotzdem über einen guten bis sehr guten Jahrgang: „Der herrliche Herbst hat schlussendlich sehr gute Voraussetzungen für die Ernte geschaffen. Reife, gesunde Trauben mit guten Werten und etwas höherer Säure sowohl beim St. Magdalener als auch beim Lagrein versprechen frische, lebendige, trinkfreudige Weine, auf die wir richtig gespannt sein können“.
Unterland
Von einem „besonderen Jahrgang für Liebhaber, der sich äußerst interessant und vor allem anders als die vergangenen präsentiert“ spricht Franz Haas vom gleichnamigen Weingut in Montan. „Die letzten Jahre haben oft sehr opulente, alkoholreiche Weine hervorgebracht. 2008 überrascht mit Eleganz und Noblesse, mit Mineralität und Langlebigkeit und vor allem mit Weinen, die sicherlich viel Spaß beim Trinken machen werden.“ Die Weißweine warten für Franz Haas „mit etwas weniger Kraft und Fülle auf, dafür aber mit unheimlicher Frucht und lebendiger Säure“. Für den Unterlandler Winzer ist 2008 ein „ausgezeichnetes Weißwein- und Blauburgunderjahr mit überraschend gutem Lagrein und einem Vernatsch, für den die Nachfrage erfreulicherweise steigt.“
Oktober 2008