rebe_prissian-321Die Rebsorte „Versoaln“
Der Name „Versoaln“ könnte auf die Lage der Weinrebenhaltung hindeuten: steile Hänge, wo man die Ernte „versoaln“, also mit Seilen sichern und hochziehen, eben „versailn“, musste. In alten gemischten Beständen des unteren Vinschgaus findet man, bei klimatisch günstiger Lage, noch heute einen „Versailler“, als Weißweinsorte mit geringem Zuckergehalt und betonter Säure. „Versoaln“ begegnet uns aber auch im Flurnamen „Faxual“ (Axams/Innsbruck), „Fasul/Vesul“, „fasciola“, als vorromanischer Name für eine Reihe langer, schmaler paralleler Ackerstreifen.

„Versana“ ist als „lange Furche“ im überlieferten Flurnamen „Frason“ anzutreffen oder „Versellen“ (Villgratten), das aus Valle Sella „Satteltal“ entstand. Dieses Wort lebt im Südtiroler Überetsch auch noch im „Farsell“ nach. Den Namen „Versoaln“ mit dem französischen Ort bzw. Schloss Versailles in Verbindung zu bringen, ist historisch nicht belegbar. Es ist nicht bekannt, dass im Umfeld von Versailles je Reben kultiviert wurden.

Die besagte größte und wohl auch älteste Rebe der Welt, der „Versoaln“, wächst am Nordhang an einer Mauer bei Schloss Katzenzungen auf sehr kargem Porphyrverwitterungsboden, wo sich über die Jahrhunderte hinweg Material angelagert und den Rebstock kontinuierlich bedeckt hat, sodass der Stamm der Rebe und die Ansätze der ersten Stockverzeigungen mit Erde bedeckt sind.

Der Weinstock bringt kleine, mit mittelgroßen Beeren bestückte und durchscheinende Trauben hervor. Die Erträge sind gut und regelmäßig, mit einem Zuckergehalt zwischen 16 und 19 Prozent, dies entspricht ca. 80-95 Öchsle. Der Wein ist grüngetönt, fruchtig und fein strukturiert mit leicht betonter Säure.

Quelle: Geschichtliche Namensforschung zur Sorte „Versoaln“, Verein für Kultur und Heimatpflege Tisens, 2005


rebe_prissian-551Zur Patenschaft

Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg hat seit 2002 die Pflege der größten und wohl auch ältesten Rebe der Welt übernommen und stützt dabei Schloss Katzenzungen im Erhalt dieses – gerade für das Weinland Südtirol – einzigartigen Naturdenkmals und Kulturgutes. Mit der Übernahme der Patenschaft wird der Grundstein für einen Weinschwerpunkt in und um die Gärten von Schloss Trauttmansdorff gelegt mit dem Ziel, dieses kulturelle Erbe der Nachwelt zu erhalten und zugleich einen Impuls für den gehobenen lokalen Weintourismus zu setzen.

Gärten & Wein
Gemeinsam mit dem Tourismusverein Tisens Prissian, Schloss Katzenzungen und dem Verein für Kultur und Heimatpflege Tisens haben die Gärten das neue Kombinationsticket „Gärten & Wein“ auf die Beine gestellt. In den Gärten wird im Rahmen der Gartenführung den autochthonen Rebsorten ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Anschließend geht es mit einem Shuttle, den der Tourismusverein Tisens Prissian zur Verfügung stellt, zum Schloss Katzenzungen. Dort gibt es eine Besichtigung der größten und wohl auch ältesten Rebe der Welt, eine Schlossführung und eine Weinverkostung der autochthonen Rebsorten Südtirols.

Castel Katzenzungen

Erstmals 1244 urkundlich festgehalten, wurde Castel Katzenzungen aus den Händen Henricus de Cazenzunge weitergereicht an das Adelsgeschlecht der Herren von Fink und von Schlandersberg. Über die Grafen von Thun und von Fuchs gelangte das Schloss schließlich an die Herren von Breisach, die das prächtige Anwesen in seiner heute noch beeindruckenden Architektur verwirklichten. Zwischen 1500 und 1700 gehörte Castel Katzenzungen zu den angesehensten Adelssitzen des Landes. Mit dem Ende des Adelsgeschlechtes Breisach verlor es ein wenig von seiner Bedeutung und war auch baulich dem Verfall ausgesetzt. Erst 1978 wurde das Renaissanceschloss von Josef Pobitzer in einem desolaten und baufälligen Zustand entdeckt und an seinen Sohn Ernst Pobitzer weitergegeben. Dieser hat mit seinen Restaurierungsarbeiten in liebe- und mühevoller Kleinarbeit den eigentlichen Geist eines “Lust-Schlosses” wiedererweckt. Ganz im ureigensten Sinne ist Castel Katzenzungen als Familienbetrieb heute für Gäste und Besucher ein belebender Ort für kleine und große gastronomische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse.


Quelle: www.castel.katzenzungen.com


Bildvermerk: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff | Christian Gufler