Dass sich die größte und wohl auch die älteste Rebe der Welt in Südtirol befindet, ist nicht allgemein bekannt. Und auch nicht, dass aus den Trauben dieser auf rund 350 Jahre geschätzten und 350 Quadratmeter großen Rebe heute noch ein hervorragender Wein gewonnen wird. Um dieser Tatsache mehr Bekanntheit zu verleihen und diese einzigartige Rebe gebührend zu pflegen, haben die Gärten von Schloss Trauttmansdorff 2006 die Patenschaft der Versoaln-Rebe übernommen. Seitdem wird aus den Versoaln-Trauben in der Landeskellerei Laimburg Wein gekeltert: jährlich werden davon nur rund 1.500 Flaschen hergestellt, die unter anderem im Rahmen der "Gärten & Wein"-Führung verkostet und gekauft werden können.
Foto: Der Laimburger Kellermeister Urban Piccolruaz und die Vorsitzende des Vereins für Kultur und Heimatpflege Tisens, Irmgard Windegger, beim Wimmen.
Das Weinlese-Fest, das von der Vorsitzenden des Vereins
für Kultur und Heimatpflege Tisens, Irmgard Windegger, organisiert
wurde, bot auf Kultur- und Weininteressierte zugeschnittene
Besonderheiten: Der Künstler Roland Moroder stellte unter der Rebe seine
Bilder zum Thema Wimmen und Wein aus; die Schülerinnen und Schüler der
Grundschule Tisens informierten sich über die Rebe und fertigten
"Versoaln-Drucke" an; Maria Sulzer sang den "Versoaln-Jodler", und
Volksmusikantinnen und -musikanten aus der Umgebung spielten zum
Wimmfest mit Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer, der Ortsbäuerin von
Tisens, Monika Fiegl, und den Heimatpflegerinnen und Bäuerinnen aus der
Umgebung.
Die Rebe: Am Fuße von
Schloss Katzenzungen in Prissian bei Tisens wächst auf rund 600 Metern
Meereshöhe ein außergewöhnlicher Rebstock von enormem Ausmaß. Sein
Laubdach erstreckt sich über 350 Quadratmeter. Heute stellt dieser
Rebstock die größte und wohl auch älteste Rebe der Welt dar. 2004 wurde
das Alter des Rebstocks wissenschaftlich ermittelt und auf rund 350
Jahre festgelegt, mit diesem ungewöhnlich hohen Alter übertrifft er die
meisten noch lebenden Laubbäume in Mitteleuropa. Ein ähnlich hohes Alter
für einen im Freiland wachsenden Weinstock ist bislang nur für eine
Rebe in Maribor in Slowenien dokumentiert.
Die Bezeichnung:
Die Bezeichnung "Versoaln" kommt in den Flurnamen "Faxoal" oder
"Frason" vor. Es ist eine vorromanische Bezeichnung für eine Reihe
langer, schmaler und paralleler Ackerstreifen. "Versoaln" könnte aber
auch auf die Lage der Weinrebenhaltung hindeuten: steile Hänge, wo man
die Ernte "versoaln", mit Seilen sichern und abseilen, musste. Das
Hauptanbaugebiet der Sorte Versoaln (auch Versailler genannt) war der
Vinschgau mit seinen steilen Weingütern an den Talhängen.
Die Rebsorte:
Dieser einmalige Weinstock mit dem scharf gezahnten Blattwerk ist eine
autochthone (alteingesessene) Rebsorte: der Versoaln. Er ist auf einer
traditionellen Pergola aus Kastanienholz gezogen und wächst am Nordhang
an einer Mauer bei Schloss Katzenzungen auf sehr kargem
Porphyrverwitterungsboden. Hier hat sich über die Jahrhunderte hinweg
Material angelagert, das den Rebstock kontinuierlich bedeckte, sodass
der Stamm und die Ansätze der ersten Stockverzweigungen von Erde
überzogen sind.
Der Wein: Der
Weinstock bringt kleine, mit mittelgroßen und durchscheinenden Beeren
bestückte Trauben hervor. Die Erträge sind gut und regelmäßig; der Most
hat einen Zuckergehalt zwischen 16 und 19 Prozent, dies entspricht ca.
80 bis 95 Öchsle. Der Wein ist grüngetönt, fruchtig und fein
strukturiert mit leicht betonter Säure.
Das "Gärten und Wein"-Paket:
An den Donnerstagen im Oktober werden im Rahmen des Erlebnispaketes
"Gärten & Wein" Führungen zur "Versoaln"- Rebe auf Schloss
Katzenzungen in Prissian mit anschließender Weinverkostung angeboten.
Das Ticket beinhaltet außerdem eine geführte Besichtigung von Schloss
Katzenzungen und der Gärten von Schloss Trauttmansdorff.
(mac)