roggenfeld-allitz-webLPA – Das Versuchszentrum Laimburg hat am 27. März in Burgeis die Ergebnisse des Projektes zur Charakterisierung der Vinschger Winterroggen-Landsorten präsentiert. Die Daten geben den Landwirten einen genauen Überblick über die Sorten-Eigenschaften und ermöglichen, die Anbaukosten einer Sorte abzuschätzen.
Der Getreideanbau in Südtirol erlebt einen Aufschwung. Im Vinschgau
belebt der Verein Kornkammer seit 2008 den Roggenanbau. In
Zusammenarbeit mit diesem Verein sowie mit der Genbank des Landes Tirol
hat die Sektion  Berglandwirtschaft des Versuchszentrums Laimburg von
2008 bis 2011 ein Projekt zur Charakterisierung der Vinschger
Winterroggen-Landsorten durchgeführt.

Dabei handelt es sich um
traditionelle Sorten, die an einem bestimmten Standort durch
Umwelteinfluss und Auslese der Bauern entstanden sind. Der Vinschgau,
früher als "Kornkammer Tirols" bezeichnet, verfügt über einen großen
Reichtum an solchen Sorten, die nun im Rahmen eines vom Versuchszentrum
Laimburg finanzierten Projekts wissenschaftlich näher untersucht wurden.

Foto: Roggenfeld bei Allitz im Vinschgau

Drei Jahre lang haben die Wissenschaftler 15 Landsorten
mit sechs modernen Zuchtsorten für den ökologischen Landbau im Anbau im
Vinschgau in Allitz, bei Laas, auf 1.500 Metern Meereshöhe verglichen
und alle wichtigen Daten zu 15 verschiedenen Eigenschaften der Sorten
erhoben. Die Ergebnisse dieser Arbeit standen heute vormittag (27. März)
im Mittelpunkt eines Treffens in der Fachschule für Land- und
Forstwirtschaft Fürstenburg in Burgeis. "Es zeigte sich, dass die
Landsorten tendenziell winterfester sind und schneller abreifen. Der
Faktor Züchtung ist im Vergleich der Landsorten und Zuchtsorten aber
deutlich zu erkennen: Die Zuchtsorten haben kürzere und stabilere Halme,
sie tragen mehr und die Körner haben ein höheres Gewicht", erklärte
Giovanni Peratoner, Leiter der Sektion Berglandwirtschaft am
Versuchszentrum Laimburg.

Untersucht wurden sowohl
agronomische Merkmale wie Auswinterung, Ausfallneigung, Standfestigkeit
und Ertrag als auch zwei aussagekräftige Merkmale hinsichtlich der mahl-
und backtechnologischen Eigenschaften der Sorten. Die erhobenen
Daten zu den Landsorten sind von hohem Wert für die Bauern: "Jeder
Landwirt, der mit Landsorten arbeiten möchte, kann sich mit unseren
Daten detailliert über das Was und Wie beim Anbau informieren. Weiters
stellen diese Daten die Basis dar, um die Produktionskosten abschätzen
zu können", so Peratoner weiter.

Getreideanbau in Südtirol
Den
aktuellsten Daten zufolge beträgt die Getreideanbaufläche in Südtirol
etwa 240 Hektar; laut Schätzungen der Landesabteilung Landwirtschaft hat
sich die Getreidefläche in den letzten zehn Jahren kaum geändert.
Angebaut werden vor allem Roggen, Gerste, Weizen, Hafer und Dinkel.
Neben der Initiative der Kornkammer Vinschgau bringt das Versuchszentrum
Laimburg sein wissenschaftliches Know-how in weitere Projekte ein, die
den Getreideanbau in Südtirol beleben wollen. Im Pustertal beteiligen
sich 28 Landwirte mit 53 Hektar Ackerfläche am Projekt "Regiokorn", das
von TIS, Südtiroler Bauernbund und Versuchszentrum Laimburg betreut
wird. Hier wird eine regionale Wertschöpfungskette aufgebaut, die vom
Anbau über die Mühle bis hin zur Veredelung in regionalen
Brotspezialitäten reicht. Das Versuchszentrum Laimburg ist der
wissenschaftliche Partner des Projekts und berät die Landwirte in allen
Fragen von der Sortenwahl, über den Anbau bis zur Ernte.

(mpi)